Eine der Hauptursachen für unsere Probleme im Miteinander sind unsere Ideen vom gegenseitigen Verstehen .
Wir möchten gern verstehen, wir verstehen nicht. Wir fühlen uns nicht verstanden oder falsch verstanden. Wir setzen nach, werden lauter oder ziehen uns zurück. Am Ende lassen wir Gespräche über bestimmte Themen ganz weg.
Steve de Shazer sagt, dass Missverstehen unvermeidlich ist und dass wir immer davon ausgehen müssen. In unserem Fall also, wir dürfen nicht erwarten, dass wir „verstehen“ richtig verstehen. Und schon gar nicht, dass zwei darunter das gleiche verstehen. Nein, auch nicht manchmal. Das geht jetzt aber zu weit. Manchmal verstehen wir uns doch sehr gut! Ja, das stimmt auch, also was denn nun.
Vielleicht ist es beim „verstehen“ auch einfach nur das Gleiche wie bei allen Begriffen, die wir je nach Kontext mal so mal so verwenden. Wie Wittgenstein meint: Frag nicht, was ein Wort bedeutet. Frag, wie es in diesem Fall verwendet wird. Das impliziert dann schon, dass wir – mal wieder – nachfragen müssen: Wie meinst Du hier „verstehen“.
Was wir ja jedesmal und automatisch tun, wenn wir jemand etwas sagen hören, ist, das wir etwas verstehen. Wir verstehen das Gesagte auf irgendeine Weise und ordnen es entsprechend ein. Wir verstehen vielleicht nicht was gesagt wurde, manchmal nur dass etwas gesagt wurde. Dann verstehen wir manchmal die Logik nicht. Uns erscheint es abwegig und unlogisch: Ich versteh das nicht! Und dieses Unverständnis kann mit ganz unterschiedlichem Tonfall aus uns heraussprudeln: hilflos, ängstlich, verärgert, wütend, traurig, gelangweilt, wie auch immer. Seltener wird unser Unverständnis von positiveren Tönen begleitet.
Die positiven Klänge beim Nichtverstehen. Vielleicht würde es sich lohnen, das einmal anzustreben. Wenn etwas häufig vorkommt, besser ist doch, ich freue mich jedesmal. Damit öffnen wir dann schon die Tür einem noch größeren Feld, nämlich dem Umgang mit „Fehlern“. Das führt allerdings jetzt zu weit. Nur soviel, dass ein Missverstehen ja häufig von uns als Fehler wahrgenommen wird. Wir suchen dann nach dem Schuldigen. Du drückst Dich unklar aus oder bis schwer von Begriff, müsstest doch eigentlich und so weiter.
Neben dem Unverständnis gibt es ja auch noch das Nicht-Verstehen, das etwas mehr Chance auf einen wohlwollenden Unterton hat. Und dann gibt es noch das Falsch-Verstehen. Versteh mich doch bitte richtig, aber nein, Du verstehst das falsch. Ich könnte gar nicht sagen, ob sich das Falschverstehen vom Missverstehen groß unterscheidet. Dann wäre nach de Shazer das Falschverstehen eher die Regel als die Ausnahme und ein Grund mehr, mich damit gut fühlen zu wollen.
Und was hat das ganze jetzt mit Lösungsfokus zu tun? Hat es überhaupt etwas mit Lösungsfokus zu tun?